Die Idee der Diskursanalyse nach Foucalt
Foucault hat die Diskursanalyse maßgeblich geprägt und ist einer der bekanntesten
Vertreter dieser Methode. Er hat die Diskursanalyse als Werkzeug entwickelt, um die Machtstrukturen
in einer Gesellschaft zu untersuchen. Sein Ansatz basiert auf der Annahme, dass Macht nicht an
einzelne Individuen gebunden ist, sondern im gesellschaftlichen Diskurs verankert ist.
Foucaults Diskursanalyse konzentriert sich daher auf die Sprache und die Wörter, die
in einer Gesellschaft verwendet werden. Er untersucht, in welchem Kontext diese Wörter verwendet
werden und welche Bedeutung sie haben.
Ein bekanntes Beispiel aus Foucaults Werk ist seine Untersuchung der Psychiatrie im
19. Jahrhundert. In seinem Buch "Über Wahnsinn und Geisteskrankheit" zeigt er, wie das Wort
"Wahnsinn" im Laufe der Zeit eine immer negativere Bedeutung bekommen hat. Dieses Wort wurde immer
häufiger in Zusammenhang mit Kriminalität und Gewalt gebracht und diente so als Rechtfertigung für
die Inhaftierung von Menschen, die als "wahnsinnig" galten.
Foucault zeigte, dass dieses Wort nicht an sich böse ist, sondern lediglich ein
Produkt des gesellschaftlichen Diskurses. Er untersuchte weiterhin, wie sich der Diskurs über den
"Wahnsinn" im Laufe der Zeit entwickelt hat und wie er dazu beigetragen hat, die Machtstrukturen in
der Psychiatrie zu stärken.
Laclau und Mouffe: Diskursanalyse als politisches Werkzeug
Laclau und Mouffe sind zwei weitere wichtige Vertreter der Diskursanalyse. Im
Gegensatz zu Foucault sehen sie die Diskurse jedoch nicht als Mittel der Macht, sondern als Mittel
der Herrschaft. Sie betonen, dass Diskurse ein politisches Werkzeug sind, das genutzt werden kann,
um soziale Ungleichheiten zu verstärken oder abzubauen.
Des Weiteren sind Laclau und Mouffe der Ansicht, dass Diskurse eine wichtige Rolle bei
der Bildung von Identitäten spielen. Menschen identifizieren sich mit bestimmten Gruppen oder
Gemeinschaften, die einen gemeinsamen Diskurs teilen. Dieser Diskurs bildet die Basis für die
politische Mobilisierung von Gruppen.
Aufbau einer Diskursanalyse anhand des Vier-Ebenen Modells
Das Vier-Ebenen Modell von Norman Fairclough ist ein bekanntes Modell, das hilft, die
Diskursanalyse durchzuführen. Dieses Modell besteht aus vier Ebenen:
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Die sprachliche Ebene: Hier wird untersucht, welche Wörter in einem Diskurs verwendet werden
und welche Bedeutung sie haben.
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Die soziale Ebene: Hier wird untersucht, in welchem Kontext der Diskurs stattfindet und wer
ihn dominiert.
-
Die kulturelle Ebene: Hier wird untersucht, welche kulturellen Normen und Werte im Diskurs
zum Ausdruck gebracht werden.
-
Die politische Ebene: Hier wird untersucht, welche politischen Ziele im Diskurs verfolgt
werden und welche Machtstrukturen er stärkt oder schwächt.
Wissenschaftliche Diskursanalyse in 5 Schritten
Eine wissenschaftliche Diskursanalyse basiert auf einem Modell von 5 Schritten. Diese
Methode basiert auf einem Modell von Reiner Keller.
Falls Sie selbst eine Diskursanalyse durchführen möchten, können Sie sich an diesem
fünfschrittigen Plan orientieren:
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Schritt eins: Wählen Sie ein Thema aus und formulieren Sie eine Forschungsfrage.
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Schritt zwei: Sammeln Sie Daten zu Ihrem Thema. Dies können Texte, Videos oder Gespräche
sein. Diese Literaturarbeit wird auch als deskriptive Diskursanalyse bezeichne und ist die
Grundlage, um mit der Diskursanalyse fortzufahren.
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Schritt drei: Untersuchen Sie die sprachliche Struktur der Daten und identifizieren Sie die
wichtigsten Wörter und Wendungen. Stellen Sie in diesem Schritt auch alle relevanten Daten
zusammen. In der Regel handelt es sich hierbei um Texte oder Veröffentlichungen, die den Diskurs,
welchen du analysierst, widerspiegeln.
-
Schritt vier: Untersuchen Sie den sozialen Kontext, in dem der Diskurs stattfindet. Wer
dominiert ihn? Stellen Sie Kategorien auf und ordnen Sie die Daten entsprechend ein. Zu den
jeweiligen Unterlagen kannst du dir auch Notizen machen oder etwas aufschreiben. Dies dient der
eigentlichen Diskursanalyse. Du versuchst herauszufinden, wie sich die Gesamtheit der Daten
darstellt und welche Quellen oder Personen miteinander wie zusammenspielen.
-
Schritt fünf: Interpretieren Sie Ihre Ergebnisse und beantworten Sie Ihre Forschungsfrage.
Welche Bedeutung hat der Diskurs für die Gesellschaft? Welche Machtstrukturen stärkt oder schwächt
er? Stellen Sie das Ergebnis für andere verständlich dar und finden Sie einen passenden und
anschaulichen Weg, die Ergebnisse Ihrer Diskursanalyse zu erläutern.
Die Ergebnisse einer Diskursanalyse können unterschiedlich ausfallen. In der Regel
hängt das Endergebnis aber stark davon ab, welche Forschungsfrage zu Beginn gestellt wurde und
welche Daten verwendet wurden. Die Diskursanalyse ist eine flexible Methode, die sowohl für kleine
als auch für große Projekte geeignet ist. Die Ergebnisse können in Form von Texten, Diagrammen oder
Tabellen dargestellt werden.
Wodurch zeichnet sich eine gute Diskursanalyse aus?
Diskursanalyse ist eine komplexe Methode mit vielen verschiedenen Facetten. Wenn Sie
die Methode richtig anwenden, können Sie mit ihr herausfinden, welche politischen Ziele im Diskurs
verfolgt werden und welchen Einfluss er auf die Gesellschaft hat.
Eine gute Diskursanalyse zeichnet sich dadurch aus, dass sie:
- 01 Ein bestimmtes Thema hat und eine Forschungsfrage stellt.
- 02 Sorgfältig recherchiert und alle relevanten Daten
zusammengetragen werden.
- 03 Die sprachliche Struktur der Daten untersucht und die
wichtigsten Wörter und Wendungen identifiziert werden.
- 04 Der soziale Kontext, in dem der Diskurs stattfindet, genau
untersucht wird.
- 05 Die Ergebnisse sorgfältig interpretiert und beantwortet werden.
- 06 Die Ergebnisse anschaulich dargestellt werden.
Diskursanalyse in der Praxis anhand eines Beispiels
Nehmen wir als Beispiel den Diskurs über Migration in Deutschland. Auf der
sprachlichen Ebene könnten wir untersuchen, welche Wörter in diesem Diskurs verwendet werden und
welche Bedeutung sie haben. Einige häufig verwendete Wörter sind "Asylbewerber", "Flüchtlinge" oder
"Migranten". Diese Wörter haben jedoch unterschiedliche Bedeutungen und können so dazu beitragen,
bestimmte Menschen als anders zu klassifizieren.
Auf der sozialen Ebene könnten wir untersuchen, in welchem Kontext der Diskurs über
Migration in Deutschland stattfindet und wer ihn dominiert. In den meisten Fällen findet dieser
Diskurs in den Medien statt. Hier wird er oft von Politikern oder Journalisten dominiert, die eine
bestimmte Agenda verfolgen.
Auf der kulturellen Ebene könnten wir untersuchen, welche kulturellen Normen und Werte
im Diskurs über Migration zum Ausdruck gebracht werden. Oft wird in diesem Diskurs betont, dass
Deutschland ein christliches Land ist und dass die Migration von Menschen aus anderen Kulturen diese
christlichen Werte bedroht.
Auf der politischen Ebene könnten wir untersuchen, welche politischen Ziele im Diskurs
über Migration in Deutschland verfolgt werden und welche Machtstrukturen er stärkt oder schwächt. In
vielen Fällen wird in diesem Diskurs betont, dass Migration ein Problem für Deutschland ist. Dieser
Diskurs stärkt so die Machtstrukturen, die Migration regulieren.
Praktische Anwendung der Diskursanalyse heutzutage
Für Wissenschaftler ist es wichtig, die Diskurse zu verstehen, in denen sie forschen.
Denn nur so können sie erklären, warum bestimmte Themen diskutiert werden und andere nicht. Auch für
Unternehmen ist es hilfreich, verschiedene Diskurse im Auge zu behalten. Zum Beispiel können sie
dadurch erkennen, welche Themen ihre Kunden besonders interessieren oder welche Argumente bei der
Vermarktung eines Produktes besonders gut ankommen.
Doch auch im privaten Bereich kann die Diskursanalyse nützlich sein. Zum Beispiel
können wir uns dadurch bewusster machen, welche Sprache wir in verschiedenen Kontexten verwenden und
warum wir dies tun. Wenn wir unsere eigenen Diskurse analysieren, können wir besser verstehen, was
uns motiviert und was unsere Werte sind.
Fazit: Unterschiede zwischen Diskursanalyse und anderen Forschungsmethoden
Die Diskursanalyse ist eine Forschungsmethode, die sich mit den sprachlichen, sozialen,
kulturellen und politischen Dimensionen von Diskursen beschäftigt. Sie unterscheidet sich von
anderen Forschungsmethoden dadurch, dass sie versucht, den Diskurs als Ganzes zu verstehen und
nicht nur einzelne Elemente zu analysieren. Dadurch bietet die Diskursanalyse einen umfassenderen
Zugang zum Verständnis von Themen und kann so helfen, Probleme besser zu lösen.
Alles in allem ist es aber auch ein sehr komplexes Thema, das hier nur anhand eines
Beispiels erläutert werden konnte. Wenn Sie mehr über Diskursanalyse erfahren möchten, empfehlen wir
Ihnen die folgenden Quellen:
- Norman Fairclough:
Language and Power
- Michel Foucault: Die
Ordnung der Dinge
- Ernesto Laclau und Chantal
Mouffe: Hegemony and Socialist Strategy
- Teun A. van Dijk:
Ideologie als diskursive